Busse in Aachen: Hybrid vs. Elektro

Am 19. Mai 2015 nahm ich als Zuhörer an der Podiumsdiskussion des Aachener Zeitungsverlags zum Thema „Umweltzone“ teil. Unter anderem wurde viel über die ASEAG-Busflotte und deren Modernisierung gesprochen.

Stolz war Aachens OB Marcel Philipp über den erfolgreichen Umbau eines Gelenkbusses auf reinen Elektroantrieb. Stolz, weil es bisher weltweit keinen rein elektrischen Gelenkbus gäbe und Aachen damit eine Vorreiterrolle einnähme. Ich war ein wenig skeptisch und habe das Internet bemüht. Folgende Fragen sind dabei bei mir entstanden:

  1. Warum baute die ASEAG ausgerechnet einen vergleichsweise teuren und modernen Hybrid-Gelenkbus in einen Stromer um und nahm nicht einen normalen Diesel-Bus als Ausgangsmaterial? (Quelle)
  2. Warum wurde nicht einfach ein vorhandenes Busmodell erworben? Elektro-Gelenkbusse gibt es zumindest vom chinesischen Anbieter BYD. BYD-Busse rollen auch bereits durch Bremen, Bonn, Trier und andere europäische Städte. Elektrische Gelenkbuss mit Mercedes-Stern auf der Front fahren bereits durch Sao Paolo.
  3. Warum wurden in finanziell schwierigen Zeiten, in denen die Umweltzone droht und auch die ASEAG zum Erneuern der Busflotte zwingt, 700.000 € reine Materialkosten in die Umrüstung eines Hybrid-Busses investiert, obwohl ein herkömmlicher Dieselbus „nur“ 300.000 € kosten würde? Zumal die ASEAG aktuell sowieso nicht erwägt, vollständig elektrisch zu werden. „Für die eigene Busflotte werde man daher künftig v.a. auf Dieselbusse setzen, die die Euro-VI-Norm erfüllen, so Eßer.“ (Quelle)
    Insofern von 700.000 € reinen Materialkosten die Rede ist, dürften die Kosten für Planung, Zulassung, Tests, etc. noch höher liegen. Zudem darf man nicht die Anschaffungskosten des Ausgangsmaterials, also des Hybrid-Busses vernachlässigen. Der tatsächliche Preis dieses Test-Busses dürfte damit schätzungsweise deutlich über 1.000.000 € betragen.

Gefördert wurde der Umbau des Busses durch das Projekt CIVITAS DYN@MO. Hieraus erhält die ASEAG insgesamt auch für andere Arbeitspakete 365.000 € (Quelle, Quelle 2).

Der Umbau des Busses erfolgte mit Unterstützung der erst im Juni 2013 gegründeten FUTAVIS GmbH, zu der es online nur sehr wenige Informationen gibt, außer dem Namen des Geschäftsführers Jens Bockstette und der Anschrift, die sie sich mit der StreetScooter GmbH teilt.

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