Radverkehrsanteil Aachen

Schon mehrfach las ich die Zahl „11% Radverkehrsanteil in Aachen“ und hatte sie im Hinterkopf. Wenn ich irgendwo warten musste und die Straße sehen konnte, zählte ich schon häufig aus Langeweile Fahrzeuge. Mein Gedanke, wenn es 11% Radverkehrsanteil sind, müsste ja mindestens jedes zehnte Fahrzeug ein Fahrrad sein – jedenfalls über’n Daumen. Um die Einleitung abzukürzen: ich bin nie auf diesen Anteil gekommen. Immer waren es mehr Autos und weniger Fahrräder. Ich schaffe es sogar häufig die Strecke vom Hansemannplatz bis nach Brand zu fahren, ohne einem einzigen anderen Radfahrer zu begegnen. Radverkehrsanteil Aachen weiterlesen

Und dann begegnet man dem Troll auf der Straße

Hubertus Kleinauf-Wegener schrieb öffentlich auf gutefrage.net folgendes:

Radfahrer auf der Straße – und ich bekomme die Strafe !!!

Vor drei Wochen habe ich einige Radfahrer angehupt (richtig schön lange!!!) die auf der Straße gefahren sind. Unverschämtheit, denn Autofahrer zahlen Steuern. Radfahrer nicht! Außerdem war da ein Radweg vorhanden. Jedenfalls, die waren wohl zu dritt oder zu viert, und ich habe sie absichtlich eng überholt, um sie auf den Radweg zu zwingen.

Meine Frau kann übrigens bezeugen, dass die auf der Straße gefahren sind !

Jedenfalls bekomme ich heute voll den Schock. ICH habe Post von der Bußgeldstelle bekommen, und soll mich zum Tatvorwurf äußern.

Mir wird gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr vorgeworfen, und Nötigung. Mir drohen sogar drei Punkte in Flensburg.

Es darf doch wohl nicht wahr sein, dass ich eine Strafe bekomme, nur weil ich hupe, weil diese Radfahrer, die sich wohl kein Auto leisten können, auf meiner Straße fahren.

Was soll ich jetzt machen ?

Ist das nun ernst gemeint oder nur ein Troll, der ein bißchen „lustig“ sein möchte? Ich war mir ehrlich unsicher…

Und dann kam der nächste Tag, an dem wir mit drei Lastenfahrrädern durch Aachen fuhren, um etwas zu transportieren. Zufällig hatte ich meine Camera eingeschaltet und nach hinten gerichtet. In einer Baustelle wurde neben uns ein schwarzer Range Rover mit Aachener Kennzeichen von einer blonden „Hubertus“-Fahrerin gelenkt. Und was war das Argument ihrer Riskanten Aktion? Sie fahre ein teures Auto und Fahrräder gehören auf den (nicht vorhandenen) Radweg.

strasse

Was man deutlich auf dem Foto sehen kann, ist der fehlende Sicherheitsabstand. Der Wagen war so nah, dass der Spiegel fast den Radfahrer berührte. Was man auf dem Foto leider nicht hört, ist das Gehupe und Geschreie der Fahrerin wenige Sekunde später.

Egal, ob der Beitrag von HubertusKW getrolle war – diese Menschen gibt es tatsächlich im Straßenverkehr.

Schutzstreifen Bismarckstraße

Gestern riss ich es an, nach meiner heutigen Erfahrung auf dem Radschutzstreifen in Eilendorf habe ich es nochmal auf dem Bildschirm nachgemessen und die Maße in die Originalzeichnung „Variante 1“ der Stadt Aachen übertragen. Zwei Autos plus zwei Fahrräder funktionieren nicht.

Sind in beiden Richtungen Radfahrer unterwegs, ergibt sich in einem sehr günstigen Fall nur eine Lücke von 2.45 m. Viele moderne Autos sind inkl. Spiegeln über 2 m breit. Rechnerisch keine Chance, hier regelkonform aneinander vorbeizukommen. Meine Befürchtung dabei ist, dass die permanente Unterschreitung der Sicherheitsabstände und somit die potentielle Gefährdung von Radfahrern von den Autofahrern in der Bismarckstraße hingenommen wird.

Mit eingezeichneten Sicherheitsabständen
Die neu geplante Bismarckstraße mit eingezeichneten Sicherheitsabständen.

Und zum Thema Arrogance of Space bzw. Flächen-Gerechtigkeits-Report, hier mal eine kurze Betrachtung der Maße für den kurzen Abschnitt:

Gesamtbreite: 15m (=100%)
Für Autos geplante Breite: 7,5m (50%)
Für Radfahrer geplante Breite: 3m (20%)
Für Fußgänger geplante Breite: 4,50m (30%)

Das ist übrigens eine überraschend ausgewogene Flächenverteilung!

Fußgänger- und fahrradfreundliches Aachen?

Aachen freut sich erneut zusammen mit anderen Kommunen „fußgänger- und fahrradfreundlich“ zu sein. Auf den ersten Blick ist das bestimmt lobenswert.

Ist man in Aachen jedoch Fußgänger und Radfahrer und liest den Beitrag des ADFC von Norbert Rath, macht man wirklich dicke Backen.

Das Fazit des Beitrags fällt entsprechend aus:

Das Städte nicht von heute auf morgen zu fußgänger- und fahrradfreundlichen Gebieten umgebaut werden können, ist jedem klar. Aber wenigsten bei Neubauvorhaben sollten die Anforderungen von Fußgängern und Radfahrern auf dem Niveau der aktuellen technischen Regelwerke, welche den Stand der Technik wiederspiegeln, umgesetzt werden.

Ich bin ganz dieser Meinung und schüttele bei manchen Neubauprojekten arg mit dem Kopf. Oft erinnere ich mich dann an „Arrogance of Space“ von Copenhagenize. Aachens Platzverteilung ist in der Regel immer noch absolut auto-dominiert und vermeindlich fahrradfreundliche Installationen wie ARAS oder Radschutzstreifen sind auch bei kompletten Straßensanierungen nicht durchdacht. So wird zum Beispiel bei der Sanierung der Bismarckstraße zwar erfreulicherweise beidseitig ein Radschutzstreifen markiert, wenn man sich die Bemaßungen und erforderlichen Sicherheitsabstände ansieht, fällt jedoch auf, dass die Planung theoretisch okay, praktisch jedoch nicht funktional ist.

Lebendiges-Aachen.de schreibt „Die Fahrbahn für den Autoverkehr ist fünf Meter breit, damit können Pkw aneinander vorbeifahren, ohne auf den Schutzstreifen auszuweichen.“ Dies stimmt soweit, suggeriert jedoch, dass die Radschutzstreifen dann auch gleichzeitig von Radfahrern benutzt werden könnte. Die Wahrheit ist jedoch rein rechnerisch eine andere: befinden sich auf beiden Radschutzstreifen Radfahrer in der neugebauten Bismarckstraße, so kann unter Berücksichtigung der Sicherheitsabstände für Radfahrer nicht mal guten Gewissens mehr ein Auto dazwischen fahren, geschweige denn zwei. In diesem Fall hätten die Autos also faktisch Überholverbot. Ich kenne die Situation aus dem Alltag: Sicherheitsabstände werden – wenn es das Layout der Straße nicht hergibt, wie in diesem Fall – nur sehr selten eingehalten. Überholt wird dann trotzdem. Und zwar mit teilweise unfassbar geringen Abständen. Diese „Gefährdung by Design“ hat dabei oftmals nur einen Grund: den allgemeinen Parkdruck. Wenn jedoch die Auto-Parkfreundlichkeit über die Sicherheit von Radfahrern gestellt wird, so ist für mich Aachen noch ein gutes Stück davon entfernt, wirklich fahrradfreundlich zu sein.

Update 5. Januar 2015:
Mein Beitrag ist noch keine 24 Stunden alt, da flattert mir ein Artikel von Urbanist auf den Bildschirm, in dem in einem Interview von der Berliner Polizeiarbeit hinsichtlich des Radverkehrs hingewiesen wird. Darin sagt C. Burkhardt:

Sie werden eine solche Situation des knappen Überholens nicht zu hundert Prozent vermeiden können. […] Aus der Praxis heraus kann ich jedoch nur raten, jetzt mal die rechtliche Betrachtungsweise beiseite lassend, in Situationen, in denen es eng wird, mal rechts ran zu fahren, anzuhalten oder die Fahrbahn zu verlassen. Denn es nutzt mir überhaupt nichts, wenn ich Recht habe, aber unter dem Auto liege.

Die Polizei rät also dazu die Fahrbahn zu verlassen, obwohl es dort doch angeblich am sichersten wäre? Auf dem Gehweg ist das Fahren aber verboten und man muss schieben. Für mich ist das erneut ein Argument dafür, hinsichtlich des baulich getrennten Radwegs Kopenhagen als Vorbild zu nehmen.

Achtung Drittvariable: Verkehrsstatistik

Ich beschäftige mich nun seit Längerem mit Unfallstatistiken. Insbesondere Radverkehrsunfälle interessieren mich als Radfahrer sehr. Auf die sehr unscharfe Unterscheidung in Leichtverletzte und Schwerverletzte bin ich ja schonmal eingegangen. Hier nochmal die Definition der Unfallkategorien mit Personenschaden laut Wikipedia:

  • UK 1: Unfall mit Getöteten. Als Getöteter gilt ein Verunglückter, der innerhalb von 30 Tagen nach einem Verkehrsunfall an den Unfallfolgen verstirbt.
  • UK 2: Unfall mit Schwerverletzten. Als Schwerverletzter gilt ein Verunglückter, bei dem durch die Unfalleinwirkung ein Krankenhausaufenthalt von mehr als 24 Stunden erforderlich war und der 30 Tage nach dem Unfall noch am Leben war.
  • UK 3: Unfall mit Leichtverletzten. Als Leichtverletzter gilt ein Verunglückter, bei dem durch die Unfalleinwirkung ärztliche Behandlung oder ein Krankenhausaufenthalt von unter 24 Stunden erforderlich war.

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Langzeitfolgen von Schutzstreifen für den Radverkehrsanteil?

In einem anderen Blogpost habe ich meine persönlich Meinung zum Thema „Baulich getrennte Radwege vs. Radschutzstreifen“ niedergeschrieben. Das Interessante dabei ist, dass viele radaktive Menschen vor dem Lesen meines Beitrags von der vorliegenden Unfallstatistik felsenfest überzeugt waren und gebetsmühlenartig eben diese Meinung wiedergaben. Nach dem Lesen hörte ich dann jedoch häufig ein „das klingt nachvollziehbar“, worüber ich mich sehr freue. Langzeitfolgen von Schutzstreifen für den Radverkehrsanteil? weiterlesen

Gestohlen: Fahrrad Rabeneick Vita Carbon

Gestohlen am Dienstag, 14.10.2014 zwischen 20 und schätzungsweise 22 Uhr.
Trotz ABUS-Faltschloss gestohlen auf Grundstück Hasencleverstraße 3, 52066 Aachen.

Marke: Rabeneick
Modell: Vita Carbon
Rahmennummer: XBAK19072

Besondere Merkmale:

  • Carbon-Lenkerhörnchen
  • markante Schramme in der Mitte des Oberrohrs
  • CLAC„-Aufkleber auf vorderem Schutzblech
  • ABUS-Faltschlosshalterung an der Getränkehalteraufnahme
  • XLC-Flaschenhalter (Alu)
  • bm bikes and more„-Aufkleber auf dem Oberrohr
  • Doppelseitige Shimano-Pedale (SPD/Plattform)
  • Am Rücklicht fehlt die mittlere Abdeckung

Das Rad sieht in etwa aus wie auf diesem Bild, hat jedoch keine Federgabel, sondern eine starre Carbongabel.

Der Fahrraddiebstahl ist unter dem Aktenzeichen 608000-112557-14/3 beim Polizeipräsidium Aachen aufgenommen worden. Hinweise auf den Verbleib das Fahrrades an mich oder an die Polizei in Aachen.

1. Bremer Lastenradrennen

Am vergangenen Sonntag habe ich am 1. Bremer Lastenradrennen teilgenommen. Einen 500m langen Kurs galt es zwei Mal zu umrunden. Die erste Runde umfasste sieben Aufgaben, die zweite Runde konnte gesprintet werden. Es wurde in zwei Klassen gefahren:

  • Lastenräder ohne elektrische Unterstützung (40 Teilnehmer) und
  • Lastenräder mit elektrischer Unterstützung (13 Teilnehmer)

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Meine Gedanken zur Unfallstatistik von Fahrradfahrern

Ich beschäftige mich in den letzten zwei Jahren viel mit dem Thema Fahrradfahren in Städten und in diesem Rahmen auch mit dem Thema Radunfälle und Möglichkeiten zur Vermeidung. Ich weiß, dass man unterschiedlicher Auffassung zur Helmpflicht oder zur Gestaltung von Radwegen (z.B. baulich getrennter Radweg vs. gestrichelter Radschutzstreifen) sein kann. Hier meine Sicht der Dinge mit der herzlichen Einladung zur Diskussion.

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