Tomatisiertes Tafelwort

Determinativa sind Wortkombinationen aus mindestens zwei Hauptwörtern, bei denen die einzelnen Wörter sich näher eingrenzen. Beispiel: Haustür. Türen gibt es viele. Das „Haus“ grenzt die Menge der gemeinten Türen ein. „Haus“ determiniert „Tür. So ist das in der Germanistik.

Eine geläufige Determinante ist „Tafel“. Bei Tafelkreide z.B. ist offensichtlich etwas anderes als Straßenkreide gemeint. Im kulinarischen Kontext ist „Tafel“ jedoch nicht eine Ortsangabe, denn Tafelwein kann man auch auf Parkbänken genießen, sondern vielmehr eine Abwertung. Tafelweine sind günstigere Weine und Tafelwässer erfüllen nicht die Kriterien eines Mineralwassers. Bis gestern war mir die Existenz von Tafelbrötchen fremd. Doch in der mittäglichen Kantine lernte ich rasch, dass auch in diesem Fall die Determinante „Tafel“ eine gerechtfertigte Abwertung ausdrückte. Das Tafelbrötchen war ein altes Kaiserbrötchen.

In eben jener Kantine lerne ich auch heute kennen, was eine „tomatisierte Sauce“ ist. Sie ergoss sich über Pasta. Tafelsauce hätte ich dank meiner Erfahrung auch gelten lassen. Klingt doch aber besser so.

Apropos geschönte Essensbezeichnungen: Ein großes Schmunzeln verformte vor ein paar Monaten mein Gesicht, als ich eine berechtigte E-Mail eines Studenten an das Studentenwerk Aachen las. Dieser schrieb, man solle doch bitte auch wirklich was italienisches kochen, wenn man als Sonderaktion die „Italienischen Wochen“ anpriese und es dafür unterlassen, normale Speisen einfach auf Italienisch auf die Essenskarte zu schreiben. Es gab nämlich Suppa Pisetti. Das ist angeblich Italienisch und heißt Erbsensuppe.

2 Gedanken zu „Tomatisiertes Tafelwort“

  1. Schon seit 8 Semestern esse ich ständig „tomatisiertes“ Allerlei in der Bremer Mensa. Egal ob Suppe oder Auflauf. Nur der Nachtisch ist frei davon. Wie konntest du bis jetzt verschont bleiben?

  2. @Rike:
    Rike, Du lebst! Schön, Dich zu lesen. Ich hoffe, es geht Dir gut in Deinem Holzhäuschen in Niedersachsen.

    Warum ich bisher verschont blieb: nun, ich war nicht besonders oft in der Bremer Mensa. Vielleicht liegt es daran!?

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