Gut gegen Nordwind

Am Dienstag war ich im Ludwig-Forum bei einer Lesung von Daniel Glattauer, den ich bis dato gar nicht kannte. Autor. Österreicher. Und zudem jemand mit meinem Hemdengeschmack. Also nicht so Bürokonsenshemden, sondern die Hemden, wo jeder drauf sagt „Ach, ich erinnere mich: so eine Tapete hatte meine Oma auch mal.“ Er las aus seinem Buch „Gut gegen Nordwind“. Genaugenommen las er nur die Hälfte, weil er in verteilten Rollen las. Er den Mann. Sie die Frau. Sie war jedoch nicht körperlich, sondern nur in Form eines MP3-Players anwesend, den er an und ausschaltete und sich seine Sprechpausen mit den Playerpausen abwechselten.

Das Buch besteht aus einem E-Mail-Dialog. Von vorne bis hinten nichts als E-Mails zwischen zwei Menschen, die aus Versehen aneinander geraten, sich spielerisch füreinander interessieren beginnen und sich verlieben, ohne sich zu kennen. Einen E-Mail-Dialog zu lesen klingt zwar zunächst langweilig. Das ist es jedoch ganz und gar nicht. Das Buch macht großen Spaß, fesselt und man ist auf jede nächste E-Mail gespannt. Zudem ist es ein Buch, an dem klar wird, dass E-Mails nicht unromantisch sein müssen. Glattauer sagte nach der Lesung auf eine Frage, dass wirkliche Romantik doch aus dem ehrlichen und tiefgehenden Interesse zweier Menschen füreinander entstünde und aus nichts sonst. Ein E-Mail-Dialog, der zeigt, wie sehr man im Kopf beeinander ist, wäre doch viel romantischer als ein angetrunkener Diskobesuch, bei dem man sich mit der Nächstbesten über das Wetter unterhält. Eine schöne Sichtweise.

Kurzum: es hat mir sehr gut gefallen. Noch schöner war der Abend, weil Stephie endlich wieder aus dem Ausland zurück ist und mich begleitete. Nein falsch: ich begleitete sie, denn sie hatte die großartige Idee für diesen Abend. Danke dafür!

Schöner Tag

Heute war eigentlich ein durchweg schöner Tag. Das muss ab und zu nicht nur gedacht, sondern auch geschrieben werden.

Eine der ersten Freuden war ein Schild an der Bäckerei, die mir als Lieferant meines Frühstücks diente. Dieses Schild war eine Suchanzeige nach einer Putzfrau. Aber auf diesem Schild war nicht von Raumpflegerin, Cleaning Assistance oder anderen schmückenden Wörtern die Rede. „Reinemachefrau gesucht.“ Wie schön die deutsche Sprache doch sein kann.

Zwei der anderen guten Momente war ein längerer E-Mail-Verkehr mit einer jungen Dame, die als zweiten Namen „Power“ verdient hätte und die mir stets schöne Laune bereitet. Ihr Motto: „Das Leben ist schön.“ Das kann man sich jeden Tag nach dem Aufstehen sagen und auch mal zwischendurch, wenn es einen kleinen Rückschlag gibt.

Außerdem führte ich ein längeres Telefon mit einem mir dahin noch unbekannten Menschen aus Wetter an der Ruhr. Anregend, produktiv, ausgeglichen, ganzheitlich war es. Sein Sinnspruch:

Bringt mich das, was ich jetzt gerade tue wirklich meinen Zielen näher?

Vielleicht nicht ganz neu, dennoch ein guter Satz. Zumindest für mich aktuell.

Lissi und der milde Kaiser

Michael Bully Herbig wird derzeit durch die deutsche Fernsehlandschaft gereicht, um seinen Film „Lissi und der wilde Kaiser“ zu promoten. Gerne wird der Film dabei als Meisterwerk und international konkurrenzfähig dargestellt.

Heute war ich mit einer nicht allzu hohen Vorerwartung mit David im renovierten Eden Palast, um uns selber ein Bild vom Film zu machen.

Fazit: enttäuschend. Maue Story, absehbarer Humor, teilweise Comic-Slapstick, dafür aber für eine deutsche Produktion eine erstaunlich gute Animationsleistung. Jedoch letztendlich mit Disney und Pixar noch nicht in einer Liga. Kurzum: warten, bis es den Film auf DVD in der Videothek gibt. Man muss ihn sicht keinesfalls im Kino ansehen.

Update: Ich habe vergessen, eine Figur zu erwähnen, die wirklich komisch ist: Ignaz. Da Ignaz aber leider keine der Hauptfiguren ist, bekommt man ihn nur selten zu Gesicht bzw. was im Falle von Iganz entscheidender wäre: zu Gehör. Denn Iganz besticht dadurch, dass er absolut unverständlich vor sich hinbrabbelt, dabei aber überzeugend bayerisch wirkt.

Rauchen und sprechen

Seit einigen Wochen ist das Rauchen in Zügen der Bahn in Deutschland grundsätzlich verboten. Somit werden auch Raucherabteile obsolet und daher derzeit gereinigt und neu beschriftet.

Mein Vorschlag: Anstatt die Abteile zu vereinheitlichen, könnte man doch die Unterscheidung nicht mehr zwischen Raucher und Nichtraucher machen, sondern zwischen Sprecher und Nichtsprecher.

Ich würde – da ich in letzter Zeit die Bahn als prima Ort zum konzentrierten Schreiben entdeckt habe – sicherlich immer das Nichtsprecher-Abteil wählen und mir damit Gespräche ersparen, wie sie im Moment hinter mir erzeugt werden. Da ist von „scheißpolnischer Musik“ und „ich tanz nur mit Dir, wenn Du nicht wieder so besoffen bist“ die Rede. Und das in einer Lautstärke, dass ich mir Ohrenlider wünsche, die ich zusammenkneifen könnte.

Einmal Nichtsprecher-Abteil bitte!