Immer wieder neu

Es mag das Jahr 2000 gewesen sein, als es mich nach Aachen spülte, weil Dresden mich nicht wollte. Irgendwer sagte mir mal, dass sich das Leben in 7-Jahre-Abschnitte teilt.  Dieser Rechnung folgend habe ich nun ungefähr zwei von fünf Abschnitten meines Lebens im Dreiländereck Deutschland/HollandNiederlande/Belgien verbracht.

Nach meinen Studium (mit zeitweise einem Fuß in Tschechien) und meiner Festanstellung gab es Phasen, da war Aachen nur meine Wochenendheimat, weil es mich beruflich werktags in eine andere Stadt verschlug. Dann gab es Phasen, in der ich viel Aachener war – privat und beruflich. Aktuell lebe ich einen Abschnitt, der von viel privatem und beruflichem Nomenadentum geprägt ist.

Wer jemals das Glück hatte, wirkliche Nomaden kennenzulernen, wie ich 2009 in der Mongolei, der weiß, dass Nomanden nicht heimatlos sind, sondern ihre Heimat immer bei sich tragen. Ein wirklicher Normade bin ich jedoch nicht, denn es gibt immer wieder Momente, in denen ich merke, dass es für mich eine Homebase gibt, die einen eigenen Charakter hat, dessen Grund es ist, nicht schon längt woanders zu wohnen.

Ein Nomade hat jedoch einem Eingeborenen zumindest eins voraus: die Möglichkeit des ständigen Vergleichs. Und so stelle ich heute wieder fest, wie glücklich mich die Region macht, die zugleich deutsch, europäisch und weltoffen daherkommt und zudem  (groß-)städtische mit sehr idyllisch ländlichen Aspekten vereint.

Danke, Aachen!
Ich bleibe noch ein bißchen.

HipHop. An. Aus. An.

Am Anfang.

Es war damals als Kempener Schüler in meiner Nach-Benjamin-Blümchen-Zeit, als ich mich irgendwann für Musik interessieren begann. Und damals, als es noch keine Internet-Tauschbörsen gab, das Geld knapp war und man Musik noch in Form von Schallplatten oder CDs kaufte. Vor einem Sommerurlaub führte es mich in einen Kölner Plattenladen und ich kaufte meine erste HipHop-CD. Eher zufällig. Ich kannte mich ja noch nicht wirklich aus. Für Advanced Chemistry gab ich einen Großteil dessen aus, was ich in Form von Deutscher Mark in den Taschen hatte.
Ich erinnere mich noch gut, dass ich die Musik erst sehr sperrig fand und mich ärgerte, soviel Geld dafür ausgegeben zu haben. Aber mit jedem neuen Hören fand ich immer tieferen Zugang und Bewunderung. Besonderes Symbol meiner anfänglichen Zwiespältigkeit ist das recht komplexe Lied „Chemischer Niederschlag“, das ich zunächst für ziemlich unhörbar hielt und nunmehr seit fast 20 Jahren liebe. Das Lied geht im folgenden Video erst bei Minute 21 los. Da ich es nicht gezielt einbetten kann, hier ein Link auf die richtige Stelle im Video.

www.youtube.com/watch?v=JkrC7vlAHJE#t=21m28s

Über die Zeit kaufte ich dann bis in die ersten Jahre meines Studiums alles, was mir in Form von deutschem HipHop unter die Finger kam. Da war gutes Zeug darunter und viel, was heute unter Insidern als Klassiker gilt und viel, was damals wie heute Schund und erfolgsmäßig nicht mal eine Eintagsfliege war.

Einer meiner großen Helden von damals war Toni L. „Der Zug rollt“ rockt mich auch heute noch.

Dann.

Gefühlt kamen irgendwann nach Fanta Vier, Fettes Brot, Curse, Torch, Cora E, MC René, Spax, Creutzfeld & Jakob und einigen anderen nur noch stereotype Ghetto-Rapper. Da ging es nicht mehr um Story-Telling, Wortspiele oder gute Beats, sondern nur noch um Ich-ficke-Deine-Mutter-Lyrik und absurdes Gehabe. Zunächst fand ich das noch lustig, weil es neu auf Deutsch war. Bei einer Radtour mit Borgard um den Bodensee lernen wir dann eine Gruppe an Schülern und Betreuern kennen. Die Schüler spielten Aggro Berlin den ganzen Tag rauf und runter. Jedoch belächelte die Gruppe die Musik nicht, sondern feierten die Texte als ihre Religion. Für mich begann damals die Abkehr. Deutscher HipHop war für mich allmählich durch. Der Spaß, das Können, die Kreativität der „alten Riege“ war einem dumpfen Prolltum gewichen.

Während dieser Zeit sind mir nur weniger deutsche HipHopper geblieben. Allen voran darunter Curse aus Minden, den ich auch heute noch sehr bewundere. Leider beendete Curse seine HipHop-Carriere irgendwann zugunsten seines neues Projektes „The Achtung Achtung„, was ich leider nie sehr mochte.

Später.

Ich bin mir nicht sicher, wer meinen alten, feuchten HipHop-Zunder wieder entfachte. Aber es ist nur wenige Jahre her, dass wieder Menschen auf meinen Radar und in mein Gehör kamen, die mich wirklich begeisterten. Mit wenig oder gar keiner Mutherfucker-Rhetorik, mit viel Selbstironie, gutem Flow und dem Beat am rechten Fleck. Irgendwie machte es wieder Spaß. Und das Damals-Gefühl kam wieder zurück.

Jetzt.

Irgendwann in den letzten Jahren kamen wieder HipHop-Acts, die mir sehr viel Spaß machten. Teils alte Bekannte wie MC René und Toni L, teils neue (unkommerzielle) Sachen von z.B. Ésmaticx oder jüngst Credibil, der mit „Struggle“ eine Hommage auf einen Curse-Klassiker produziert hat.

Apropos Klassiker. Bei Spotify entdeckte ich wurde mir Umse vorgeschlagen. Der ist für mich aktuell und oldskoolig zugleich. Wippt!

So darf es weiter gehen.
Dann bin ich gerne wieder mit an Bord.

Nicht gackern, Eier legen.

Heute nahm ich erneut an einer Veranstaltung zum Thema „Stadtentwicklung Aachen“ teil. Im Aachenfenster fand „Zukunft Innenstadt | Mitgestalten statt lamentieren: Bürger haben das Wort“ sein Forum. Thematisiert wurden insbesondere die sorgenerregenden Entwicklungen rund um das Aquis Plaza, sowie Büchel und Bushof. Entgegen des Veranstaltungstitels wurde aus meiner Sicht ausgiebig lamentiert, also vor Allem rückwärtsgerichtet geklagt und gejammert. Nicht gackern, Eier legen. weiterlesen