Vom Schweigen

Nicht zuletzt der Kommunikationswissenschaftler in mir treibt mich zum kontinuierlichen Medienkonsum. Sicherlich bin ich als „Heavy User“ zu bezeichnen, was die Nutzung der verschiedenstens Medien angeht. Im Bad höre ich WDR5, beim Joggen die unterschiedlichsten Podcasts, mir bisher unbekante Zeitschriften blättere ich mindestens durch und im Fernsehen bemühe ich mich zumindest jedes neue Format einmal anzuschauen. Zudem würde ich mich freuen, wenn das Programmkino um die Ecke irgendwas sinnvolles mit meiner Payback-Karte anfangen könnte.

Was das Fernsehen angeht, fallen mir derzeit wenig postive Aspekte ein. Die Zunahme an Sendeplätzen und somit Sendezeit bei gleichbleibendem Vorhandensein von nennenswerten Inhalten erzeugt vielfach inhaltiche Leeren. Das Fernsehen hat es geschafft, Belanglosigkeiten und Alltäglichkeiten derart zu überschminken, dass wir nun nicht nur Menschen beim Leben in einem Kontainer, beim Renovieren einer Doppelgarage oder beim Kochen zuschauen können. Es gibt sogar Sendungen, in denen eine halbe Stunde lang geputzt und aufgeräumt wird. Dazu passend: „Was ist langweiliger als angeln? – Beim Angeln zusehen.“ Hiermit biete ich mich an, mich beim Autowaschen filmen zu lassen! Oder beim Rasenmähen. Oder Nägelschneiden.

Heute habe ich im Fernsehen ein neues Format einer Kochsendung entdeckt, was mich spontan begeisterte und was gut zu dem Artikel „Vom Schweigen“ passt, den ich im katholischen Magazin „Theo“ las*, dass ich einem Obdachlosen in Düsseldorf abkaufte. Die Sendung auf 3sat heißt Silent Cooking. Und der Titel hält sein Versprechen: hier wird gekocht. Und zwar still. Niemand redet, niemand kommentiert. Die nötigsten Informationen werden in schnörkellosen Infoboxen eingeblendet. „Weißbrot rösten“. Kein Gequatsche. Nur ein bißchen laue Musik dazu. Und die ist so gut, dass man sie sogar kaufen kann. Ich finde es prima. Und gleichzeitig weiß ich, dass diese Sendung niemals einen besseren Sendeplatz bekommen wird. Weil Talk, Titten und Traraa bessere Quoten bringt, als ein unrasierter Koch mit Dreadlocks, der Pansen mit Sellerie anbrät.

*Und weil mir der Artikel in Theo so gut gefallen hat, hier noch ein prima Zitat von Kierkegaard: „Wenn ich Arzt wäre und man mich fragte: Was rätst du? – ich würde antworten: schaffe Schweigen.

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