Critical Mass Aachen 25.04.2014

Gestern Abend habe ich zusammen mit Freunden nun also zum ersten Mal bei einer Critical Mass-Aktion teilgenommen. Gegen 18 Uhr versammelten sich am Elisenbrunnen ca. 60 Radler. Eine bunte Mischung netter Menschen vom Kindergartenkind bis zu Rentnerin und mit den unterschiedlichsten Fahrrädern.

Gemeinsam fuhren wir etwa eine Stunde durch Aachen und haben uns dabei möglichst korrekt an die Straßenverkehrsordnung gehalten.  Dies bedeutete jedoch bei dieser Anzahl von Radlern, dass wir gemäß § 27 StVO einen Verband bildeten und uns entsprechend wie ein einziges Fahrzeug verhielten. Dies war zunächst ungewohnt, hat aber dann unsererseits gut funktioniert. Wir wurden während der einstündigen Tour zwei Mal von Polizeiwagen überholt, die unsere Radtour kommentarlos beobachteten.

Beim Überfahren von Kreuzungen gab es leider hin und wieder hupendes Unverständnis von Autofahrern. Schockierend fand ich jedoch zwei Erlebnisse:

Vor dem Marschiertor fuhr ein Auto neben mich. Der Fahrer fragte mich durch die geöffnete Seitenscheibe, ob wir eine angemeldete Demo wären, was ich verneinte. Dann fragte er, ob wir nicht alle am rechten Straßenrand hintereinander fahren könnten, was ich mit Hinweis auf einen geschlossenen Verband ebenfalls verneinte und ihn bat, hinter uns zu bleiben, bis er überholen kann. Leider war er wohl sehr ungeduldig und wartete nicht, sondern versuchte dann seitlich in die Fahrradgruppe zu fahren. Dass er dabei fahrlässig oder gar mutwillig eine ganze Gruppe Radfahrer inkl. mitfahrender Kinder gefährdete, schien ihn eher zu belustigen. Er lies auch anschließend nicht von uns ab, sondern versuche erneut mit seinem Auto aus der Bachstraße kommend in den Verband auf der Zollernstraße einzudringen.

Im Frankenberger Viertel befuhren wir gemeinsam die Oppenhoffallee, als plötzlich ein Motorradfahrer hinter mir den Motor seiner Rennmaschine mehrfach aufheulen lies, bevor er dann gefühlt aggressiv in die Fahrradgruppe fuhr.

Ich kann es verstehen, dass man es als Auto- oder Motorradfahrer lästig findet, warten zu müssen. Dass man seinen Unmut durch Hupen oder Handzeichen ausdrückt, wäre für mich noch nachvollziehbar. Die beiden oben beschriebenen Aktionen mit der damit zusammenhängenden Gefährdung kann ich jedoch überhaupt nicht nachvollziehen.

Bei Facebook hat jemand ein paar Critical Mass-Fotos von gestern hochgeladen.


Nachtrag:
Ich habe mich einen Tag später über die Critical Mass in Aachen mit Leuten unterhalten, die nicht dabei waren und selbst zwar ab und zu radfahren, ansonsten aber eher viel mit dem Auto erledigen. Die Reaktionen meiner Gesprächspartner waren für mich sehr unerwartet. Einer behauptete felsenfest, den § 27 StVO gäbe es gar nicht. Eine andere fragte, was die „Scheiße“ überhaupt soll und warum die Fahrradfahrer überhaupt immer so auf der Fahrbahn stören würden. Offenbar steckt das falsche Konzept der ungleichen Berechtigung zwischen Auto und Fahrrad in mehr Köpfen, als ich mir selber vorgestellt habe.

 

4 Gedanken zu „Critical Mass Aachen 25.04.2014“

  1. danke Jörg für Deine Verlinkung, du hast auch schon einen interessanten Bericht über Eure letzte Critical Mass geschrieben.
    Wir hatten in Düren auch ähnliche Erlebnisse, ein Motorradfahrer überholte uns sehr knapp und scherte haarscharf vor uns ein. Ich werde für das nächste Mal Handzettel drucken mit ein paar Erklärungen. Oder vieleicht ein Hinweisschild am letzten Fahrrad angebracht, mit kurzer Erklärung… mal überlegen.

    Viele Grüße
    Jens Veith

    1. Hallo Veith,

      vermutlich brauchen wir alle in der Region – Teilmehmende als auch Zusehende – noch etwas Übung und Erfahrung mit der Critical Mass. Ich hoffe, dass diese Aktion beim nächsten Mal etwas entspannter hingenommen wird und es künftig weniger agressive Übergriffe gibt.
      In Aachen wird die nächste Critical Mass vielleicht auch selbst etwas souveräner mit dem § 27 sein, sauberere 2-er-Reihen bilden und an Kreuzungen durch Corken den Verband eindeutiger abgrenzen.

      Ich habe die Tour als Teilnehmer als sehr freundlich, fröhlich und friedlich erlebt. Ich denke, dass dies auch so sein sollte und würde mir sehr wünschen, dass dies auch so bleibt und es künftig auch keine Un- und Zwischenfälle gibt.

      Viele Grüße nach Düren
      Jörg

  2. Hallo Jörg,

    vielen Dank für Deine Gedanken und Dein Engagement für CM Aachen – wenn ich mich recht entsinne, warst Du doch auch der, der das Abschlussgetränk spendiert hatte; auch dafür nochmal herzlichen Dank!

    Zum Glück habe ich den aggressiven KFZ-Fahrer am Marschiertor und der Bachstraße nicht mitbekommen. Dafür aber (ich fuhr ziemlich am Ende des Pulks) einen weiteren, der auf der O-Allee kurz nach dem aggressiven Motorad von hinten in die Gruppe drängte: Ein tierisch aufgemotzter Mercedes C63 (??), knallrot, ziemlich schick, aber leider mit zwei sehr uncoolen Typen drin. Sie benahmen sich leider sehr ähnlich wie der Motorradfahrer.

    Deine Wertung dieses Verhaltens teile ich vollkommen. Ich bin – obwohl ich ein (nach meiner Einschätzung hardcore) Alltagsradler und daher „einiges gewohnt“ bin – auch immer wieder sehr erschrocken, wieviel Aggressionen manche Verkehrsteilnehmer(innen) so mit sich herum schleppen.

    Klar ist, dass es frustet, wenn das KFZ-Fahren wieder mal nicht „funktioniert“. Aber:

    Komisch finde ich, dass KFZ-Lenker die anderen KFZs in der Regel nicht als Stau und damit als den Grund ihres (in der Regel langen!) Aufgehalten-Werdens wahrnehmen („Es ist halt immer so viel Verkehr!“). Sind es aber ein einziges Mal (und das – wie in diesem Fall – auch nur ganz kurz) ein paar Radler (= Schwächere!), dann wird direkt „drauflos geschlagen“ (mindestens verbal, manchmal auch echt). Leider eine typisch deutsche Art mit „Schwächeren / Sündenböcken“ umzugehen. Da ist glaube ich noch ganz, ganz viel in den Köpfen unserer motorisierten Mitbürger zu erledigen!

    Kein Wunder also, dass die beiden Uncoolen in dem coolen C63 meine Frage unbeantwortet ließen „Was meint Ihr eigentlich, wie ich mich jeden Tag hinter/in den KFZ-Staus fühle?“

  3. Hallo Martin,

    Das kleine Abschlussgetränk kam von mir und ich freue mich, dass Du dich darüber gefreut hast. Gerne bringe ich auch beim nächsten Mal wieder etwas mit. Andere Teilnehmer haben auch schon angekündigt, eine Kleinigkeit mitzubringen. Ich fände es schön und angenehm, wenn man hinterher noch auf ein Stück Kuchen, eine Limo oder sonst etwas beisammen stünde und sich ein bißchen austauscht. Aus meiner Sicht waren viele sehr nette Teilnehmer dabei.

    Ich und meine Helmcamera erinnern sich auch noch an den roten Mercedes. Ich glaube sogar, dass der Beifahrer mich auch angesprochen hat. Gefühlt haben die beiden aber abgelassen, als sie gemerkt haben, dass die Critical Mass ruhig, friedlich und geschlossen dahingeradelt ist. Selbst war ich auch an dem Tag etwas nervös, weil es meine erste CM war. Beim nächsten Mal wird es vielleicht noch etwas souveränder und gelassener. Mit mehr Teilnehmern wird es das vermutlich eh. Ich las den Plan, dass es im Mai über 100 sein sollen.

    Bei den großen CMs in Berlin, Hamburg etc. können wir uns bestimmt noch einiges abschauen und sollten deren Erfahrungswerte nutzen. Und für’s Foto sollten wir noch den Bike-up üben 😉

    Viele Grüße
    Jörg

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